Depressionen nach der Schwangerschaft

Viele Frauen fühlen sich in der Zeit nach der Geburt leer und depressiv. Der oft hormonbedingte Babyblues nach der Geburt verschwindet bei den meisten Frauen wieder, hält das Stimmungstief aber an spricht man von einer postpartalen Depression, die dringend behandlungsbedürftig ist.

Babyblues – Symptome und Auslöser

Während der Schwangerschaft leben werdende Mütter in kompletter Symbiose mit ihrem Kind. Nach der Geburt fühlen viele Frauen dann auf einmal eine tiefe Leere. Sie fühlen sich völlig erschöpft und ausgelaugt. Sie weinen häufig, leiden unter Stimmungsschwankungen und fühlen sich verletzlich. Diese Symptome, die kurz nach der Geburt eintreten und meistens nach ein paar Tagen oder Wochen wieder verschwinden, nennt man umgangssprachlich „Babyblues“.

Verschiedenste Faktoren sind für diese Symptome verantwortlich. Zunächst einmal spielt die hormonelle Umstellung nach der Geburt eine wichtige Rolle. Der während der Schwangerschaft stark erhöhte Östrogenspiegel fällt nach der Geburt ab und verursacht ein Stimmungstief. Nach der enormen körperlichen Anstrengung durch eine Geburt tritt ein Zustand der völligen Erschöpfung ein.

Junge Mütter verkraften auch die körperlichen Veränderungen schlecht. Sie erkennen Ihren eigenen Körper nach der Geburt nicht mehr wieder und finden sich abstoßend. 9 Monate lang hat eine schwangere Frau sich, wenn auch teilweise unterbewusst, große Sorgen um ihr ungeborenes Kind gemacht. Teilweise kommt diese Angst erst nach der Geburt hoch.

Angesichts des völlig hilflosen Babys, das komplett auf sie angewiesen ist, hat sie große Angst der Verantwortung nicht gerecht werden zu können. Seit der Geburt steht das Baby im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ihrer Umgebung, die junge Mutter fühlt sich plötzlich zurückgesetzt und vernachlässigt.

Was kann man gegen Babyblues tun?

Unsicherheit und Überforderung sind völlig normale Reaktionen auf die neue Situation. Zögern Sie daher nicht, sich dem Ärzte- und Hebammenteam im Krankenhaus anzuvertrauen. Sie haben mit solchen Situation langjährige Erfahrung und wissen sehr genau damit umzugehen. Es ist auch wichtig mit dem Vater Ihres Kindes oder Ihren Eltern darüber zu sprechen, Sie werden sich weniger alleine fühlen.

Gönnen Sie sich viel Ruhe. Überfordern Sie sich nicht mit ständigen Besuchen von Familie und Freunden im Krankenhaus. Auch wenn Sie sich über Besuche freuen, so sind sie doch sehr anstrengend. Teilen Sie also Besuche so auf, dass Sie genug Zeit haben sich auszuruhen. Wenn Sie zu Hause sind, legen Sie sich auch schlafen sobald das Baby schläft.

Lassen Sie sich helfen und organisieren Sie mit dem Kindsvater zusammen Aufgaben wie Windelwechseln, das Baby baden, einkaufen oder kochen. Versuchen Sie außerdem täglich aus dem Haus zu kommen, indem Sie zum Beispiel mit dem Baby spazieren gehen, Freunde besuchen und wenn möglich auch ohne Ihr Kind etwas unternehmen. Soziale Kontakte sind sehr wichtig.

Wochenbettdepression – eine ernstzunehmende Krankheit

Wenn das Unwohlsein auch nach einigen Wochen noch anhält, dann spricht man von einer postpartalen Depression oder einer Wochenbettdepression, von der etwa 10% aller jungen Mütter betroffen sind. Während es sich beim Babyblues nur um ein kurzfristiges Stimmungstief handelt, das meist innerhalb einiger Tage abklingt, ist die Wochenbettdepression eine ernstzunehmende Erkrankung, die dringend behandlungsbedürftig ist. Eine Wochenbettdepression kann in den ersten zwei Jahren nach der Geburt eintreten, meist aber nach etwa 3 bis 4 Monaten.

Wenn Sie also merken, dass Sie sich auch Wochen nach der Geburt weiterhin leer und lustlos fühlen, suchen Sie sich schnell professionelle Hilfe. Auch wenn die Hilfe Ihrer Familie und Ihrer Freunde gut tut, wenn Sie über einen längeren Zeitraum in einer depressiven Stimmung sind, dann müssen Sie dieses Problem ernst nehmen.

Eine Depression macht sich durch eine innere Leere, völlige Lustlosigkeit und eine tiefe Traurigkeit bemerkbar. Ihnen fehlt der Lebensmut und Sie leiden unter Schlaflosigkeit und Angstzuständen. Häufig kommen auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne oder Rückenschmerzen hinzu. Auch ambivalente Gefühle gegenüber dem Kind sind ein Zeichen von Wochenbettdepression. Postpartale Depressionen können zu einer ernsten Gefahr auch für die Bindung zwischen Mutter und Kind werden.

Frauen, deren Mütter oder Großmütter ebenfalls nach der Geburt unter Depressionen litten, sind anfälliger. Genau wie Frauen die einen schwierigen Schwangerschaftsverlauf hinter sich haben.
Die soziale Isolation spielt eine große Rolle bei postnatalen Depressionen. Mütter die den ganzen Tag alleine mit ihrem Baby verbringen, sind am häufigsten Betroffen.
Eine generelle Unausgeglichenheit kann auch ein Grund für eine Depression sein. Gibt es Probleme in der Beziehung zum Kindsvater oder zu den Eltern, im Job oder weitere destabilisierende Faktoren, ist eine junge Mutter anfälliger für eine Depression.

Viele junge Mütter fühlen sich den eigenen hohen Ansprüchen, die sie an sich stellen und den Erwartungen ihrer Umgebung nicht gewachsen. Die Gesellschaft erwartet von jungen Müttern, dass sie sich nach der Geburt ihres Kindes rundum glücklich und dankbar fühlen. Häufig fühlen sich junge Mütter aber nur überfordert und müde. Sie schämen sich eventuell, sich und anderen einzugestehen, dass sie an Depressionen leiden, gerade weil die Geburt eines Kindes für eine Frau das höchste Glück bedeuten soll. Ambivalente Gefühle gegenüber dem Kind bestärken das Schuldgefühl der Frauen. In dieser Situation ist es trotzdem unerlässlich sich jemandem anzuvertrauen und sich Hilfe vom Psychologen zu holen. Je früher eine postpartale Depression diagnostiziert und behandelt wird, desto effektiver kann sie geheilt werden.

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